28.04.2023

„O wie wohl ist mir am Abend…“

Seit knapp fünfzehn zehn Jahren gibt es im Caritas SeniorenHaus Schönenberg-Kübelberg die Mitternachtsbetreuung, ein ganz besonderes Angebot für die Bewohnerinnen und Bewohner, die erst spät am Abend zur Ruhe kommen. Mit einer individuell zugeschnittenen Beschäftigung findet der Tag einen ruhigen Ausklang.

Das Lied „O wie wohl ist mir am Abend“ singen etwa zwanzig Seniorinnen und Senioren im gemütlich hergerichteten Begegnungsraum des Caritas SeniorenHauses Schönenberg-Kübelberg. Jeden Abend von 19 bis 24 Uhr treffen sich alle, die nicht müde sind. Sie singen, beten und lauschen den abwechslungsreichen Geschichten.Seit knapp fünfzehn zehn Jahren gibt es im SeniorenHaus dieses einzigartige Angebot. Und bis auf die Zeit während Corona war die Nachfrage jeden Abend groß. Das Angebot ist offen und jeder ist willkommen. Bereits 2017 wurde die Jury der Rudi Assauer Stiftung - gemeinnützige Initiative Demenz und Gesellschaft (GID) GmbH - auf das besondere Angebot in Schönenberg-Kübelberg aufmerksam. Die Mitternachtsbetreuung im SeniorenHaus wurde im Dezember 2017 auf Schalke, in der Veltins Arena Gelsenkirchen, mit einem 4. Platz prämiert.

 

Die „Vorrunde“ der Mitternachtsbetreuung ist die Abendrunde. Kaum ist das Abendessen im SeniorenHaus vorbei, zieht es die Senioren in den Begegnungsraum. Wer nicht schlafen kann und möchte, geht anschließend in die Mitternachtsbetreuung. Wenn es nicht pünktlich 19 Uhr losgeht, werden die Seniorinnen und Senioren unruhig. „Es wird Zeit“, ruft ungeduldig Bewohner Herr B. und trommelt mit den Fingern. „Herzlich Willkommen“ begrüßt Farah Schröck mit sanfter Stimme und startet direkt mit dem ersten Lied. Das schafft Vertrauen und Nähe, denn das Leben ist vor allem bei älteren Menschen von vielen Routinen geprägt.

 

Für die Abendrunde wurde eine eigene Liedermappe erstellt. In großen Druckbuchstaben stehen dort bekannte Liedtexte und Gebete. Bewohnerin Frau K. singt gerne und stimmt jedes Lied im richtigen Ton an. Kritisch bemerkt sie hier und da: „Singen wir oder schwätzen wir das?“ Der Fernseher bleibt bis zur Tagesschau aus. Bewohnerin Frau L. kam zur Abendrunde bereits im Pyjama. „So verpasse ich nichts“, flüstert sie augenzwinkernd.

 

Alltagsbegleiterin Farah Schröck übernimmt gerne die „Spätschicht“ und kümmert sich um die Bewohnerinnen und Bewohner, die noch hellwach sind. „Ich freue mich heute schon auf morgen. Die Arbeit macht mir unglaublich viel Spaß und die Menschen sind mir ans Herz gewachsen“, betont die 35-Jährige. Liebevoll hält sie eine Hand nach der anderen. Die Anforderungen sind nicht gerade gering: Abwechslung ist hierbei genauso relevant wie Routine. Struktur wird im Alter immer wichtiger und schenkt Sicherheit und Orientierung. Während sich für dementiell veränderte Menschen ein Blick auf das Leben durch Biografiearbeit anbietet, freuen sich andere Bewohnerinnen und Bewohner besonders über Gesellschaftsspiele oder Geschichtenrunden. Für Frauen eher Kreativangebote, Männer begeistert man womöglich mit handwerklichen Beschäftigungen oder Erzählrunden rund um das Thema „Fußball“. Bewohnerin Frau B. ist heute Abend besonders unruhig. Ständig steht sie auf, läuft auf und ab. Für sie hat Farah Schröck schon etwas vorbereitet: Frisch gewaschene Handtücher und Vorbinder liegen in einem Wäschekorb und müssen gefaltet werden. Mit Vorliebe übernimmt die ältere Dame diese Tätigkeit. „Die Abendrunde ist jeden Abend gleich, aber die anschließende Mitternachtsbetreuung entwickelt sich unterschiedlich. Mal sind es fünf Personen, mal zwanzig. Mal ist die Stimmung ruhig, mal unruhig. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wechseln. Das bedeutet viel Flexibilität“, so Schröck.

 

Nach der Tagesschau haben sich einige Seniorinnen und Senioren vor den großen Fernseher zurückgezogen. „Heute Abend kommt Beatrice Egli im Fernsehen, das möchten wir nicht verpassen.“ Andere wiederum lassen sich von Farah Schröck zum Würfeln animieren. Zwischendurch gibt es auch mal eine kleine Massage oder eine Nagelmaniküre. „Hauptsache wir sind zusammen und nicht alleine im Zimmer“, freut sich vor allem Bewohnerin Frau K. und fragt zu später Stunde nach einem Pudding. „Kein Problem“, antwortet Farah Schröck und kommt mit einem Tablett Joghurts und Puddingbecher zurück. Dazu gab es einen ordentlichen Schuss Sahne.

 

Während des Abends verabschieden sich immer mehr und gehen zu Bett. Kurz nach Mitternacht ist Ruhe eingekehrt. Farah Schröck räumt leise zusammen und bereitet die Tische für den kommenden Tag vor. Dann schläft alles  friedlich im Caritas SeniorenHaus Schönenberg-Kübelberg.

 

 

 

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